2. Presseschau 2005
Baden

Bitte Umsteigen!

von Rudolf Knoll

Als Angestellte renomierter Güter saßen sie im gemachten Nest. Doch Hans-Bert Espe und
Holger Dütsch träumten vom eigenen Wein. Darum machten sie sich selbstständig - und kelterten gleich beachtliche Erstlinge

Was für eine Kellerei! Obendrüber wächst Gras und weiden Schafe. Im Eingang haben Sprayer zugeschlagen. Im Inneren des lang gezogenen Bunkers aber - einem von vielen im ehemaligen kandischen Luftwaffenstützpunkt Lahr - haben Hans-Bert Espe und Silke Wolf Flaschen gestapelt und knapp 20 Barriques aufgereiht.

Wir stehen in der bombensicheren Shelter Winery. "Für meine ersten Jahre als selbstständiger Winzer muss das genügen," sagt Espe, der den Bau günstig mieten konnte.

Die kleinen Weinberge des Paares liegen in Malterdingen und Kenzingen im Breisgau. Die über 30 Jahre alten Reben liefern nur kleine Mengen: im ersten Jahrgang 2003 waren es lediglich 17 Hektoliter pro Hektar.
Das ist so wenig, dass der 33-jährige Espe nebenher noch mit Barriques handelt und als Weinberater fungiert, während seine Freundin hauptberuflich im Badischen Weinbauinstitut in Freiburg arbeitet.

Zum Start legte Hans-Bert Espe gleich hervorragende Weine vor. Sein Pinot Noir schaffte es beim Deutschen Rotweinpreis von VINUM ins Finale, und sein Rosé de Noir ist herrlich saftig und erfrischend. Über das Fingerspitzengefühl für die Burgunder-Sorten muss man sich nicht wundern: Espe war zuerst in der amerikanischen Pinot-Region Oregon tätig und wurde dann Betriebsleiter im traditionsreichen Weingut Graf Wolff Metternich in Durbach. Nun realisiert er mit seiner Partnerin die Vision vom eigenen Weingut...                            zurück

VINUM-Europas Weinmagazin, Ausgabe November 2005, Seite 12